Kapitel 4 Ziele wachsen lassen
Der Schlüssel zur Nutzung des persönlichen Potentials für das Digitalzeitalter mithilfe der femininen Kraft liegt darin, dieses Wachsen zu lassen indem alte Glaubenssätze transformiert werden.
Wir alle verspüren eine Bestimmung im Leben. Um diese zu erfüllen, suchen wir uns immer wieder neue herausfordernde Ziele. Es gilt, nach den Sternen zu greifen. Wenn ein Ziel erreicht ist, dann setzen wir uns größere. Das zwingt uns zu persönlichem Wachstum.
Auch die äusseren Möglichkeiten, um unsere Vision in die Welt zu bringen, wächst. Wenn unsere Bestimmung vorsieht einen Dienst zu leisten für Andere und uns in der ein oder anderen Form nützlich zu machen, für unser näheres Umfeld, unsere Community oder die Welt, dann stattet uns das Digitalzeitalter mit ganz neuen Möglichkeiten aus. Dies ist jedoch nur der Werkzeugkasten, also Mittel zum Zweck.
Menschliches Wachstum katapultiert auf die nächste Stufe der persönlichen Entwicklung. Hierbei geht es um die Beziehung zu uns selbst. Kennst Du deine eigenen Bedürfnisse? Weißt Du, was dich mit Leben erfüllt und dir Vergnügen bereitet? Kennst du deine Bestimmung?
Auch ich wurde schon als Kind, im Unterschied zu meinen Brüdern, so erzogen, dass meine eigenen Bedürfnisse hintenanstehen mussten. Es gibt eine Technik von Marshall Rosenberg die „Gewaltfreie Kommunikation“ auch GFK. Bei dieser Methodik geht es darum, nicht nur die Gefühle und Bedürfnisse der Anderen wahrzunehmen, sondern auch die Eigenen und das am besten im Jetzt. Ich war längere Zeit Mitglied einer GFK Gruppe. Nach mehreren Monaten der Übung merkte ich, dass ich als ausgebildeter Coach und Trainer sehr gut darin war, die Gefühle und Bedürfnisse von Anderen zu erkennen. Das was ich selbst brauchte und mir wichtig war, dass lernte ich erst mit dem nötigen Training zu erkennen. Dies ist hauptsächlich das Problem von Frauen. Den meisten Männern wird schon als Kleinkind ganz gut vermittelt, wie man seine Bedürfnisse einfordert. Es ist also eine kulturelle Bedingung.
Bei genauer Betrachtung unserer hierarchischen Managementsysteme, die vor allem während dem Industriezeitalter kultiviert wurden, erkennt man ein maskulines Machtsystem. Dieses System wurde später als Taylorismus und Scientific Management bezeichnet. In diesem System gibt es eine Hierarchie bei dem die einflussreichste Person an der Spitze der Hierarchie steht. Solche Systeme sind zuerst im Militär entstanden. Diese Art des Managements funktioniert dann ideal, wenn das Umfeld vorhersehbar, eindeutig, unveränderlich, strukturiert, kontrolliert, geordnet ist und unveränderliche Ziele hat. Dies sind alles maskuline Qualitäten. Während dem Industriezeitalter war dieses System ein Garant für Erfolg. Es ging darum in einem repetitiven Vorgang Produkte möglichst effizient am Fließband zu produzieren und auszuliefern.
Frauen kamen erst viel später dazu. Bis 1958 konnte in Deutschland ein Mann über das Dienstverhältnis seiner Ehefrau entscheiden und bestimmen, ob sie arbeiten durfte oder nicht. Als ich zu einem Workshop für Frauen in einer Bank recherchiert habe, wurde mir erstmals bewusst, dass erst meine Generation an Frauen schon mit dem Erwachsenwerden ein eigenes Bankkonto eröffnen und ihr eigenes Vermögen verwalten durfte. Die Generationen vorher durften dies nur mit Zustimmung des Ehemanns oder des Vaters. Auch wenn diese Zeit sehr lange zurück erscheint, so wirkt die Vergangenheit nach. Kollektive Überzeugungen wirken noch lange nach.
Familiensysteme
Bert Hellinger hat mit seinen Familienaufstellungen in Deutschland einen großen Beitrag geleistet zur Bewältigung von kollektiven Traumata. In jüngerer Zeit haben Thomas Hübl und Otto Scharmer das Thema weiter aufgegriffen. In Zentraleuropa wirkt vor allem der zweite Weltkrieg immer noch nach. Fast jede Familie hatte Verluste zu verkraften. Ich habe schon an systemischen Aufstellungen in USA und in Südafrika teilgenommen. Jede Nation hat ihre eigenen kollektiven Traumata, abhängig von ihrer Geschichte.
Für uns als Frauen sind andere Glaubenssätze aus der Vergangenheit wirksam, als für Männer. Abhängig von dem Familienhintergrund ist das unterschiedlich. Meine Vorfahren waren zum großen Teil freie Gutsherren in Norddeutschland. Ein Sohn war der Garant für das Weiterführen des Betriebs. Dies erklärt Glaubessätze, wie Wertlosigkeit, nicht gut genug sein, Machtlosigkeit, Würdelosigkeit, nicht erwünscht sein und ähnliches. Claire Zammit hat in ihren Forschungsarbeiten festgestellt, dass diese Glaubenssätze die Blockaden bei fast allen Frauen weltweit darstellen, in allen Kulturen. Aus eigener Teilnahme an gemeinsamen Forschungen in Claires Gruppen mit Frauen aus aller Welt kann ich das bestätigen. Diese Glaubenssätze gibt es somit nicht nur bei Töchtern von deutschen Bauern.
Wenn wir uns bewusst machen, dass wir nicht nur persönliche Erfahrungen und frühkindliche Traumata und Prägungen mit uns herumtragen, sondern auch familiäre Glaubenssysteme und nationale Traumata, dann wird klar, dass es an der Beziehung zu uns selbst liegt, uns von diesem Paket zu befreien.
Ken Wilber, der die Integrale Theorie mitentwickelt und verbreitet hat, beschreibt diesen Weg als 4 Schritte: clean-up, wake-up, grow-up, show-up. Genau, wie wir unseren Computer immer wieder neu aktualisieren müssen, damit er noch unseren Ansprüchen gerecht wird, so müssen wir auch uns selbst ständig aktualisieren, um den nächsten Schritt im Leben gehen zu können. Ken Wilber hat dazu ein Betriebssystem vorgeschlagen, das ActualizeOs.
Sich von den alten Blockaden und Glaubenssätzen zu befreien und durch bessere zu ersetzen ist so, als ob wir eine neue Betriebssystemversion auf unserem Smartphone installieren.
Claire Zammit hat mehr als 20 Jahre geforscht, was besonders Frauen hilft ihr Potential auszuschöpfen. Es zeigte sich immer mehr, dass die Sehnsucht danach die weiblichen Qualitäten zu leben, auch außerhalb der Familie und im beruflichen Kontext, im Mittelpunkt stehen. Dies sind die nach innen gerichteten Qualitäten, bei denen es um Emotion geht, Liebe, Hege und Pflege, Sein und Miteinander. Es geht auch um das Neue, dass sich wild und chaotisch seine Bahn bricht. Hiermit sage ich nicht, dass dies nicht auch der Wunsch von vielen Männern ist. Weibliche und männliche Energien brauchen beide Geschlechter. Forschungen zeigen aber, dass Männer weniger Herausforderungen haben mit dem männlich geprägten Wirtschaftssystem, bei dem es hauptsächlich um Zielerreichung und Gewinn geht. Das weibliche begrüßt Beziehung und Miteinander.
Fragen: Was ist deine Vision? Was hält dich davon ab, diese in Die Welt zu tragen und umzusetzen?