Technologiewellenreiten

Kapitel 5 Auf der Technologiewelle surfen

Der Schlüssel des Femininen im Digitalzeitalter liegt darin, die Geschenke der Digitalisierung im Kontext des größeren Feldes von Leben und unserem persönlichen und kollektiven Platz im Universum zu erleben.

Technologie ist kein Selbstzweck. Wenn wir uns unsere Menschheitsgeschichte ansehen, dann gehörten Faustkeile zu unseren ersten Tools. Diese waren eine deutliche Verbesserung zu unseren Fingernägeln, die an unseren Körper angewachsen sind. Alle seither entwickelten externen Tools und Produkte aller Art, haben das Leben der Menschen verbessert. Computer und die damit verbundene Digitalisierung sind Hilfsmittel in einer Kette von Innovationen, die bis in die Steinzeit zurück verfolgbar sind. Unsere Zivilisation entwickelt sich. Damit diese Entwicklung nicht zur Selbstterminierung kommt, durch die existentiellen Bedrohungen durch Klimawandel, Verschmutzung von Wasser, Luft und Erde, brauchen wir eine größere kollaborative Intelligenz. Unsere neuen Generationen an Tools, die aus der Digitalisierung geboren werden, sind Werkzeuge für uns Menschen, die genau die Dimension an Potential haben, welche wir für diese Größe an Herausforderung brauchen. So wie der Faustkeil in der Steinzeit das Mittel der Wahl war, so ist die Vernetzung von 7 Milliarden Menschen das Tool der Stunde.

Das feminine Ortungssystem, bei dem Beziehung und ein Gefühl von „wir alle“ im Vordergrund steht, statt wie bei dem maskulinen, bei dem das effiziente erreichen von Zielen wichtig ist, sucht nach einer Verbindung mit dem großen Ganzen. Auch ich habe schon zu hören bekommen, dass das aus Sicht des männlichen Systems als subjektiv und unprofessionell angesehen wird. Es werden im maskulinen System kurzfristige Erfolge wertgeschätzt, die schnell Geld in die Kasse spülen. Wenn das feminine Navigationssystem mit dem maskulinen im Einklang schwingt, wie Yin und Yang, so wie es meistens war in der Geschichte von Homo Sapiens, dann gedeiht die Zivilisation.

Der Schlüssel bei dem femininen Weg ist es, die Geschenke der Digitalisierung im Kontext des größeren Feldes von Leben und unserem persönlichen und kollektiven Platz im Universum zu erleben.

Wenn wir den Kontext unseres Schaffens größer spannen und uns die Frage stellen, was ist unser Beitrag zum Guten des größeren Ganzen, dann erleben wir Sinn und Erfüllung in unserem Tun. Kinder gebären und großziehen hat solch ein Gefühl eingebaut. Wenn diese intrinsische Motivation nicht vorhanden wäre, dann würde es keine Kinder geben und die menschliche Spezies wäre längst ausgestorben. Heute gibt es andere Möglichkeiten dieses erfüllende Gefühl des Beitrags zum Fortbestehen der menschlichen Zivilisation zu erhalten. Dies erfolgt durch Co-Creation statt Pro-Creation, wie Barbara Marx Hubbard es in ihrem Buch „The Suprasexual Revolution“ beschrieb. Jeder Mensch hat einen inneren Kompass, was sein spezieller Beitrag zum Ganzen ist. Die alten Griechen nannten es Entelechy.

Als Studentin am Kap der guten Hoffnung waren wir gerne auf dem Windsurfer. Andere Freunde liebten den Ritt auf den großen Wellen mit dem Surfbrett. Hier heißt es „catch the next wave“. So erscheint es mir auch mit den Technologiewellen, auf denen ich in den letzten 40 Jahren gesurft bin. Es rollt immer die nächste Welle an. Wenn eine Technologie zum Selbstzweck wird, dann erscheint jede Neue wie eine Gefahr, die einen Überrollt. Wenn die Technologie jedoch nur ein Werkzeug ist, um noch effektiver eine Vision in die Welt zu bringen, dann ist jedes bessere Tool ein Segen, dass Erleichterung bringt. Die größere Vision, der Sinn und Zweck, der sich aus der Verbindung zum großen Ganzen ergibt, lässt einen neuen Technologiesprung zum begrüßten Abenteuer werden.

Auch ich habe dies erst erkennen dürfen. In der DotCom Blase Ende der 1990er Jahre habe ich zusammen mit einem Kollegen ein Preisvergleichsportal betrieben. Unsere Kunden kamen von über 20 Suchmaschinen. Sie hießen damals AltaVista, Fireball und Yahoo. Google begegnete uns zum ersten Mal im Jahr 1999 und war damals noch im Alpha Modus. Ab 2001 übernahm Google immer mehr das Suchmaschinenfeld und die anderen Anbieter verloren den Boden unter den Füßen. Zuerst einmal bekamen wir die gleiche Anzahl an Klicks von Google, wie vorher in Summe von allen anderen Suchmaschinen zusammen, bis Google entschied, seine Algorithmen umzustellen und die Klicks nach seinem Gusto zu verteilen. Wir konnten täglich beobachten, wie unser Geschäftsmodell in sich zusammen brach. Eine typische Disruption. „The Google takes it all“. Aus dieser Erfahrung gab es ein ganz klares Lerngeschenk. Der Sinn und Zweck unseres Portals war es, Geld zu verdienen mit Provision. Es gab keinen wirklichen Mehrwert. Es war auch die Gelegenheit, für uns als Softwareingenieure, die Funktionsweise des Internet zu verstehen, also ein technologisches Experiment. Was fehlte, war die Passion für die Sache. Es gab keinen herausragenden Mehrwert für die Kunden, kein Beitrag für das Große und Ganze für das der Einsatz lohnte. Für uns waren die Kunden und deren Wünsche zweitrangig. Es war eine technische Spielerei. Wir haben nicht dafür gebrannt. Die Technologie war Selbstzweck und nicht Mittel zum Zweck, für einen Dienst, der uns am Herzen liegt. Es hatte nichts mit unserer Mission im Leben zu tun.

Wenn dieses Projekt für uns von Bedeutung gewesen wäre, dann hätten wir andere Wege zu unseren Kunden gefunden. Neue Technologien wären uns als Segen begegnet.

So entsteht der Sog der Zukunft. Für Frauen ist eine neue Generation von Software und Hardware vor allem Mittel zum Zweck. Das „wofür“, die individuelle Berufung, als Beitrag zum tieferen Sinn des Leben, dass ist das feminine Elixier, für dass die digitalen Werkzeuge am liebsten eingesetzt werden. Es ist der beste Schutz vor Disruption.

Fragen: 

  • Was ist deine kraftvolle Vision für ein Produkt oder einen Service, für die digitale Tools eine Unterstützung sind?
  • Welche Überzeugungen hast Du, die dem im Weg stehen?
  • Was ist deine alte Story,  die dich behindert? Wie könnte ein neues Narrativ für dich persönlich aussehen?