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Innovation mit femininen und agilen Prinzipien

Innovation bedingt Pioniergeist. Dafür ist Intuition, Neugier und Kreativität notwendig. Experimente scheitern. Das erfordert Wendigkeit und Geduld.

Die erforderlichen Eigenschaften für Innovation werden dem Femininen zugeschrieben.

John Gerzema und Michael d’Antonio haben in vielen Ländern untersucht, wie die feminine Seite der menschlichen Natur immer mehr geschätzt wird. Dazu haben sie erforscht, was in verschiedenen Teilen der Welt als feminine und maskuline Eigenschaften wahrgenommen werden. 

Wenn wir feminine Eigenschaften genauer betrachten, dann erkennen wir, dass Innovation mit diesen erzeugt wird. Die maskulinen Eigenschaften sind dann hilfreich, wenn wir in großer Präzision und Effizienz etwas bekanntes reproduzieren. Hier sind die Unterschiede näher beschrieben.

Etwas neues in die Welt zu bringen ist so, als ob wir mit einer Idee monatelang Schwanger durch die Welt laufen und am Ende durch eine schwere Geburt gehen. Ein bekanntes Beispiel hierfür, dass schon über 100 Jahre alt ist, ist die Geburt der Glühbirne durch Thomas Edison. Er hat angeblich über 2000 gescheiterte Versuche gehabt, bis er seine erste funktionierende Glühlampe zeigen konnte. Diese konnte dann unendlich oft nach ähnlichen Konzepten reproduziert werden.

Der innovative Anteil eines Produktes ist die Entwicklung. Hier gehen wir empirisch vor, machen Experimente und gebrauchen unsere Intuition und Kreativität. Diese Versuchsreihen scheitern mit hoher Wahrscheinlichkeit. Das erfordert dann Korrektur und vor allem Geduld. Es erfordert auch Demut, Verletzlichkeit und den Umgang mit Unsicherheiten. Dies sind Eigenschaften, die als feminin wahrgenommen werden.

Der Anteil an einem Produkt, bei dem es um die Reproduktion geht, der erfordert das fokussierte, geradlinige Vorgehen bei dem viel Analytik und wenig Kreativität gefragt ist, maskuline Prinzipien. Die Fabrikation von jedem Objekt, dass in der Produktionsstraße entsteht, soll gleich sein. Je genauer der Prozess, des do höher ist die Qualität des Produktes. Das Vorgehen hierzu wurde von Taiichi Ohno in dem Buch “Das Toyota Productions System” beschrieben. Hier liegt der Ursprung der Methodiken von Lean und Kanban. Ohno beschreibt die Notwendigkeit für klare Vorgehensprozeduren, die für jeden nachvollziehbar und verständlich sind. Flexibilität und Wendigkeit ist nur dann gefragt, wenn der Prozess zum stehen kommt und dabei Schwierigkeiten auftreten. Das Produkt selber wird jedoch nicht verändert. 

Ein Aktuelles Beispiel eines Entwicklungsprozesses von einem viel komplexeren Produkt als der Glühbirne vor 100 Jahren ist die Falcon Rakete. SpaceX zeigt in seiner Dokumentation “Return to Space” viel von seinem Vorgehen. Die Falcon Rakete stürzt am Anfang immer wieder ab. Das Maß an Umgang mit Emotionen von Enttäuschung und Ängsten wird dargestellt.

In diesem Blog habe ich mich mit SpaceX als ein neues Beispiel für den Artikel von Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka beschäftigt, bei der es um die Produktentwicklung geht. Der Artikel “The New New Product Development Game erschien 1986 im Harvard Business Review und er gilt als Inspiration zur Erfindung des agilen Frameworks Scrum. 

Selbsttranszendenz

“Die Projektteams scheinen in eine nie endende Suche nach „dem Limit“ versunken zu sein. Ausgehend von den vom Top-Management festgelegten Richtlinien beginnen sie, ihre eigenen Ziele festzulegen und sie während des gesamten Entwicklungsprozesses immer weiter zu erhöhen. Indem sie scheinbar widersprüchliche Ziele verfolgen, entwickeln sie Wege, den Status quo außer Kraft zu setzen und die große Entdeckung zu machen.”

Dieses Statement aus dem Artikel von Takeuchi und Nonaka, als Selbsttranszendenz bezeichnet, deutet den inneren Entwicklungsprozess an, den jeder am Projekt beteiligte durchläuft. Es ist der persönliches Wachstum erforderlich, um über das eigene Limit zu gehen. Dieser Prozess bedingt eine Transformation des Einzelnen und des Teams. Es gilt sich ein nächstes Ziel vorzustellen und die Kluft zwischen dem jetzt Vorstellbaren und dem potentiellen Ziel zu überbrücken. Dies ist immer wieder ein mystischer Prozess, den ich in vielen Entwicklerteams miterlebt habe.

Für diesen Prozess gibt es eine Metapher: Von der Raupe zum Schmetterling, hier in National Geographic beschrieben. Während der Metamorphose werden die Schmetterlingsraupen von ihren eigenen Verdauungssäften zersetzt. Nur ein paar Zellen bleiben von diesem Prozess verschont und bilden die Anlagen für den neuen Körper der Imagines.

Diese Transformation, bei menschlichen Wesen, bedarf der Imagination des Neuen. Der Weg dorthin ist mit Chaos, Unsicherheit und Ambiguität verbunden. Geduld und Vertrauensvorschuß sind notwendig. Der Einzelne und das Team brauchen Zutrauen. Es ist ein vor allem ein innerer, also femininer Weg, der beschritten werden muß, egal ob Mann oder Frau. Dies erklärt, warum Vielfalt, im Sinne von Diversity, für einen innovativen Prozess nützlich ist. Leider gibt es noch immer wenige Frauen in der Entwicklung von Software. Frauen haben im allgemeinen einen sehr guten Zugang zu femininen Eigenschaften und haben deshalb einen echten Mehrwert für innovative Entwicklungsprozesse. Das Feminine ist versierter im Umgang mit komplexen Systemen.