Der Weg zur Femininen Agilität

Meine, Uta’s,  Reise zu „Feminine Agility“ begann lange, bevor der Begriff in meinem Bewusstsein einen Platz fand. In den achtziger Jahren, als junge Frau, die sich für Informatik entschieden hatte, betrat ich eine Welt, die von Männern dominiert wurde. Geboren in Deutschland, wanderte ich mit 7 Jahren nach Namibia aus und bin so in der wilden Schönheit der afrikanischen Savanne aufgewachsen. Es zog es mich für mein Studium nach Kapstadt. Dort, an der Universität, umgeben von Professoren aus der ganzen Welt, insbesondere aus den USA und Großbritannien, begegnete ich zum ersten Mal einem Computer und auch dem faszinierenden Thema der künstlichen Intelligenz

Diese frühe Erfahrung markierte den Beginn meiner Auseinandersetzung mit zwei Welten: der natürlichen und der technologischen. Als Kind in Namibia hatte ich eine tiefe Verbindung zur Natur, zur Intuition und zu zwischenmenschlichen Beziehungen erfahren. Der Computer – das Symbol der technischen Welt – stellte für mich eine grundlegend andere Realität dar, eine Welt der Maschinen, die im scharfen Kontrast zur organischen und intuitiven Welt der Natur stand.

1984 kehrte ich nach Europa zurück. Bosch erkannte meine Qualifikationen an und stellte mich auf Augenhöhe mit deutschen Diplomingenieuren ein. Diese Chance ergab sich nach einer erfolgreichen freiberuflichen Projektarbeit. Bei Bosch lernte ich die ersten Schritte in der Welt der Informatik zu gehen und auch meinen Weg in einer männerdominierten Umgebung. Bei meinem Einführungsseminar als einzige Frau zusammen mit 70 Ingenieuren, hieß es, es ist doch schön immer mal wieder eine Frau hier zu sehen.

In meinem Informatikstudium in Südafrika hatte ich programmieren gelernt, in einer Zeit, als die Rolle von Frauen in der Software, besonders in den frühen Jahrzehnten der Computerprogrammierung – noch dominanter war. Fast die Hälfte meiner Informatik Klasse, an der Universität Kapstadt, waren Frauen. Das lag daran, dass dieser Kurs Teil des Bachelor of Science Studiengangs war und kein Ingenieurstudiengang, wie in Deutschland.

Mein erstes Studienjahr fiel mit der Geburt des IBM PC zusammen. Der Traum von einem eigenen Computer begleitete mich, doch es sollte über ein Jahrzehnt dauern, bis ich mir diesen Wunsch erfüllen konnte. In den 1990er Jahren, als selbstständige Trainerin für die Programmiersprache Java und Mutter zweier Kinder, ritt ich auf der Welle des neu geborenen Internets. Das World Wide Web wurde zu meinem Arbeitsfeld, und Java – kostenlos für meinen ersten PC von Vobis – zu meinem Werkzeug.

Mit Kollegen zusammen lancierte ich ein Projekt, das die Möglichkeiten des Internets nutzte, um Werbung für Bücher zu machen, die auf Amazon verkauft wurden. Wir praktizierten Suchmaschinenoptimierung (SEO) zu einer Zeit, als das Internet noch von einer Vielzahl unterschiedlicher Suchmaschinen bevölkert wurde. Doch dann kam Google und veränderte alles. Die innovative Suchtechnologie von Google revolutionierte das Internet, und bald dominierte Google den Markt. Unser Traffic lief zu 80% über Google, doch mit den ständig angepassten Algorithmen schrumpfte unser Anteil am Kuchen.

Diese Entwicklung brachte mich zum Nachdenken über das Wesen und die Bedeutung von Visionen. „Nach den Sternen greifen“ wurde zu meiner Devise, als ich begann, mich intensiver mit dem Konzept der Vision auseinanderzusetzen. Technologie hat einen kurzen Lebenszyklus. Die Mission, die ein Mensch für sich empfindet, die dauert ein ganzes Leben. Wenn Technologie zum Tool wird, um die Vision dazu immer effektiver in der Welt umzusetzen, dann wird jede neue, schnellere Technologie zum Geschenk.

Die Anfangsjahre des Internets und meine Arbeit als Java-Trainerin offenbarten mir die komplexe Natur digitaler Landschaften. Sie erinnerten mich mehr an die afrikanische Savanne als an eine Kaffeemaschine. Es war die Summe menschlicher Beziehungen, die die Komplexität in der technischen Welt hervorrief. Teamarbeit wurde zur Notwendigkeit, da einzelne Programmierer die wachsenden Systeme nicht mehr allein beherrschen konnten.

Der Versuch, Softwareprojekte mit traditionellen Methoden der Arbeitsteilung zu steuern, stieß bald an seine Grenzen. Die exponentiell wachsenden Systeme forderten neue Ansätze. In den Neunzigern beteiligte ich mich an der Entwicklung eines Computerspiels und erkannte, dass empirische Entwicklungsmethoden und Agilität unverzichtbar waren. Konflikte innerhalb des Teams und die Notwendigkeit von Kreativität und Begeisterung für die Schaffung von Neuem führten mich zu Scrum – einem Ansatz, der das empirische Vorgehen in einer Weise neu verpackte, die einzigartig war.

Diese Erkenntnisse und Erfahrungen legten den Grundstein für meinen Weg zur Femininen Agilität, einem Konzept, das die Verbindung von intuitiver Führung und selbstorganisierten Teams in den Mittelpunkt stellt.